Die Lecithin-Cholesterin Acyltransferase- (LCAT-) Defizienz ist ein seltener, autosomal-rezessiv vererbter Enzymdefekt des Cholesterinstoffwechsels, verursacht durch pathogene Varianten im LCAT-Gen. Diese Defizienz führt zu Störungen in der Reifung und dem Metabolismus der HDL-Partikel, insbesondere durch das Fehlen der LCAT-Aktivität, die für die Veresterung von Cholesterin im Blut verantwortlich ist. Klinische Merkmale umfassen Hypoalphalipoproteinämie, Hornhauttrübungen, Glomerulosklerose und normochrome Anämie.
Primäre Lecithin-Cholesterin Acyltransferase (LCAT)-Defizienz ist ein seltener, autosomal-rezessiv vererbter Enzymdefekt des extrazellulären Cholesterinstoffwechsels. LCAT wird von der Leber sezerniert und ist für die Veresterung von freiem Cholesterin im Blut verantwortlich. LCAT-Mangel ist mit Reifungs- oder Metabolisierungsstörungen der HDL-Partikel assoziiert, bei der es zur Anhäufung unreifer HDL-Vorstufen kommt. Bei Patienten mit LCAT-Mangel fehlt die Aktivität der alpha- (lcat-Aktivität, die Cholesterin im HDL verestert) sowie die der beta-lcat (lcat-Aktivität, die Cholesterin in anderen Lipoproteinen verestert). Dass lcat im HDL-Metabolismus eine biochemische Schlüsselfunktion inne hat, wurde in mehreren Studien an Tieren und Menschen bestätigt. Die Rolle bei der Entwicklung von KHK und Atherosklerose bleibt dennoch aufgrund von widersprüchlichen Ergebnissen funktioneller Studien an verschiedenen Tiermodellen unklar. Bei LCAT-Mangel besteht jedoch ein erhöhtes Risiko für koronare Herzerkrankung. Das Leitsymptom ist Hypoalphalipoproteinämie (HDL-C <10 mg/dl) bei gleichzeitig bestehender Hornhauttrübung (nicht zu verwechseln mit Arcus lipoides). Charakteristisch sind neben einer milden, reaktiven Hypertriglyceridämie ein reduzierter Anteil von Cholesterinestern am Gesamtcholesterin (<60%). Darüber hinaus können atypische Lipoproteine (z.B. LpX) nachgewiesen werden. Im Verlauf kommt es durch Lipidablagerungen zu Glomerulosklerose, die zur transplantationspflichtigen Niereninsuffizienz führen kann, sowie einer normochromen Anämie, die durch eine verminderte osmotische Resistenz der Erythrozyten bedingt ist. Demgegenüber ist Fish Eye Disease, der ein partieller LCAT-Mangel zugrunde liegt, nicht mit Glomerulosklerose und Anämie assoziiert.
Die molekulare Ursache für LCAT-Defizienz sind pathogene Varianten im LCAT-Gen. Bislang konnten mehr als 70 ursächliche Varianten identifiziert werden, die über das gesamte Gen verteilt sind. Eine Enzymersatztherapie mit ACP-501, einem rekombinanten humanem LCAT (rhLCAT), ist derzeit in Erprobung (Phase 1).
Differentialdiagnostisch ist LCAT-Mangel von Apo-A-I- und ABCA1-Defizienz (Tangier-Erkrankung) abzugrenzen, die ebenfalls mit Hypoalphalipoproteinämie assoziiert sind, jedoch ein deutlich höheres Koronarrisiko aufweisen.
Erkrankung | ICD—10 | Gen | OMIM—G |
- | - | LCAT | 606967 |
letzte Aktualisierung: 12.7.2024