Paragangliom-Phäochromozytom-Syndrom

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Kurzbeschreibung

Paragangliome (PGL) und Phäochromozytome (PCC) sind seltene neuroendokrine Tumoren, die in etwa 30% der Fälle hereditär bedingt sind und manchmal mit anderen genetischen Syndromen wie Neurofibromatose Typ I oder von Hippel-Lindau-Syndrom assoziiert sein können. Sie gehen entweder aus Paraganglien oder dem Nebennierenmark hervor und können Catecholamine sezernieren, was zu Bluthochdruck und weiteren Symptomen wie Kopfschmerzen oder Schwindel führen kann. Die häufigsten genetischen Veränderungen sind in den Genen SDHB, SDHC oder SDHD zu finden. Für Betroffene und Risikopersonen werden Vorsorgeuntersuchungen ab dem Alter von 10 Jahren empfohlen, da derzeit keine einheitlichen Behandlungsrichtlinien existieren.

Wissenschaftlicher Hintergrund

Paragangliome (PGL) und Phäochromozytome (PCC) sind seltene neuroendokrine Tumoren, die aus Paraganglien bzw. dem Nebennierenmark hervorgehen. Die Prävalenz von Paragangliomen (PGL) wird auf etwa 1:500.000, die von Phäochromozytomen (PCC) auf 1:1.000.000 geschätzt. Manche Paragangliome sezernieren Catecholamine, was mit anfallsartigem oder dauerhaftem Bluthochdruck einhergeht und zusammen mit Kopfschmerzen, Schwindel und/oder Schwitzen auftreten kann. Diese Paragangliome sind häufig im Thorax, Abdomen oder Becken lokalisert. Nicht-sezernierende Paragangliome treten häufiger im Kopf-/Halsbereich auf. Sie können asymptomatisch sein oder Beeinträchtigungen im Hals-Nasen-Ohren-Bereich hervorrufen (z.B. Hörstörungen, Sprachstörungen durch Zungenlähmungen, Schluckbeschwerden, Husten).

Etwa 30% aller Paragangliome/Phäochromozytome sind hereditär und auf eine pathogene Keimbahnvariante zurückzuführen, auch bei scheinbar sporadischen Fällen liegt die Detektionsrate bei 11-25%. In etwa einem Drittel der hereditär bedingten Fälle sind pathogene Varianten in den Genen SDHAF2SDHBSDHCSDHD oder MAX nachweisbar.

Die häufigsten pathogenen Varianten werden in den Genen SDHBSDHC oder SDHD nachgewiesen. Pathogene Varianten in SDHAF2 und MAX werden hingegen nur bei etwa 6% der Betroffenen detektiert, die zuvor negativ auf SDHBSDHC und SDHD getestet wurden. PGL/PCC sind aber auch mit anderen hereditären Tumorsyndromen assoziiert und können im Rahmen von Neurofibromatose Typ I (NF1)von Hippel-Lindau-Syndrom (VHL), oder Multiple endokrine Neoplasie Typ 2 (MEN2) auftreten. Ursächliche Varianten in den Genen SDHBSDHC und SDHD können außerdem beim sogenannten Carney-Stratakis-Syndrom (CSS) nachgewiesen werden. CSS ist ein sehr seltenes erbliches Syndrom, das durch den Nachweis von Paragangliomen in Assoziation mit gastrointestinalen Stromatumoren (GIST) charakterisiert ist.

Derzeit gibt es keine einheitlichen Richtlinien zur Behandlung und Betreuung von Patienten mit familiärem Paragangliom/Phäochromozytom. Vorsorgeuntersuchungen werden Anlageträgern bzw. Risikopersonen ab dem Alter von 10 Jahren bzw. spätestens 10 Jahre vor dem jüngsten Erkrankungsalter in der Familie angeraten, mittels biochemischer Untersuchungen oder bildgebenden Verfahren durchgeführt und sollten möglichst an spezialisierten Zentren erfolgen. Bei nachgewiesener pathogener Variante können sich Blutsverwandte und Risikopersonen nach erfolgter genetischer Beratung ab dem Alter von 10 Jahren testen lassen.

Hinweis zur prädiktiven Diagnostik:

Bei der prädiktiven Diagnostik werden gesunde Risikopersonen untersucht, in der Regel erstgradige Verwandte von Betroffenen. Laut Gendiagnostikgesetz (GenDG) soll bei jeder diagnostischen genetischen Untersuchung eine genetische Beratung angeboten werden. Bei prädiktiver genetischer Diagnostik muss laut GenDG vor der Untersuchung und nach Vorliegen des Resultats genetisch beraten werden (§10, Abs. 2 GenDG).

Paragangliom-Phäochromozytom-Syndrom
10 Gene
MAX
NF1
RET
SDHA
SDHAF2
SDHB
SDHC
SDHD
TMEM127
VHL


zum Auftrag
Erkrankung
ICD—10
Gen
OMIM—G
--SDHAF2613019
--VHL608537
--RET164761
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Literatur

letzte Aktualisierung: 12.7.2024

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