Die episodischen Ataxien (EA) sind eine klinisch und genetisch heterogene Gruppe von autosomal-dominant vererbten Erkrankungen, die in mindestens acht Unterformen unterteilt werden, von denen jedoch nicht alle genetisch identifiziert sind. Sie zeichnen sich durch plötzlich auftretende Ataxie-Episoden aus, oft begleitet von Nystagmus und Dysarthrie. Die häufigsten Typen sind EA2 (CACNA1A) und EA1 (KCNA1), wobei andere, seltenere Subtypen meist in spezifischen Familien beschrieben werden. Alle bisher identifizierten EA-Gene kodieren für Ionenkanalproteine, weshalb sie zu den “Kanalopathien” gehören, die in der Neurotransmission eine zentrale Rolle spielen.
Die klinisch und genetisch heterogene Erkrankungsgruppe der autosomal-dominanten episodischen Ataxien wird in 7 Unterformen eingeteilt, wobei derzeit die genetische Ursache noch nicht bei allen Unterformen bekannt ist. Leitsymptom aller Unterformen ist eine paroxysmale, Sekunden bis Minuten bzw. Stunden bis Tage andauernde Ataxie, häufig assoziiert mit Nystagmus und Dysarthrie.
Die am häufigsten vorkommende Form betrifft mit einer Prävalenz von ca. 1:100.000 die episodische Ataxie Typ 2 (EA2, CACNA1A), gefolgt von EA1 (KCNA1) mit einer nur geschätzten Prävalenz von 1:500.000.
Die episodische Ataxie Typ 2 (EA2) ist gekennzeichnet durch rezidivierende, Stunden bis Tage andauernde Phasen mit Stand- und Gangataxie, Dreh- bzw. Schwankschwindel und Übelkeit, die unter anderem durch körperliche Anstrengung oder emotionalen Stress ausgelöst werden können. Begleitend können Dysarthrie, Oszillopsien, Tinnitus, Dystonie, migräneartige Kopfschmerzen (in ca. 50% der Fälle) und eine leichte myasthene Symptomatik auftreten. In den Zeiten zwischen den Anfällen sind die Patienten initial asymptomatisch, jedoch entwickeln 90% Okulomotorikstörungen und Nystagmus. Die Symptome beginnen bei Betroffenen meist in der Kindheit oder im frühen Erwachsenenalter (2-32 Jahre), es sind aber auch Personen mit Spätmanifestation nach dem 63. Lebensjahr beschrieben. Es besteht eine variable klinische Expression, auch innerhalb einer Familie.
Hervorgerufen wird die EA2 durch pathogene Varianten im CACNA1A-Gen. Dieses Gen codiert für die alpha-1A-Untereinheit des spannungsgesteuerten Calcium-Kanals CaV2.1, welcher überwiegend im Hirnstamm und in zerebellären Purkinje-Zellen exprimiert wird. Pathogene Varianten in diesem Gen sind ebenfalls als Ursache der familiären hemiplegischen Migräne beschrieben. Zudem ist die Expansion eines CAG-Tripletts in der codierenden Region dieses Gens ursächlich für die Spinocerebelläre Ataxie Typ 6 (SCA6).
Weitere Subtypen der episodischen Ataxien betreffen die selteneren Formen EA3, EA4, EA5 (CACNB4), EA6 (SLC1A3) und EA7, welche zum Teil nur für einzelne Familien beschrieben sind. Alle bisher identifizierten Gene codieren für Ionenkanalproteine, deshalb zählt diese Erkrankungsgruppe auch zu den sog. ‚Kanalopathien‘. Die Ionenkanalproteine befinden sich auf Membranen von Gliazellen oder Neuronen und haben wichtige Funktionen bei der exzitatorischen Neurotransmission.
letzte Aktualisierung: 12.7.2024