Das von Willebrand-Jürgens-Syndrom ist eine Störung des Gerinnungssystems, die durch Veränderungen des von-Willebrand-Faktors verursacht wird. Es ist die häufigste Blutungsneigung und betrifft etwa 1% der Bevölkerung. Die Funktionen des von-Willebrand-Faktors umfassen die Förderung der Plättchenadhäsion und den Schutz von Faktor VIII vor Abbau. Varianten im VWF-Gen können diese Funktionen beeinflussen und zu verschiedenen Formen des Syndroms führen. Die Molekulargenetik kann bei der Diagnose und Therapiewahl hilfreich sein.
Das von Willebrand-Jürgens-Syndrom (vWJS) ist eine angeborene oder erworbene Störung des Gerinnungssystems, die durch quantitative oder qualitative Veränderungen des von-Willebrand-Faktors (vWF) hervorgerufen wird. Inklusive aller milden Formen handelt sich um die häufigste Blutungsneigung mit einer Prävalenz von ca. 1%. Die klinisch symptomatischen Patienten, die dem vWJS Typ 1, 2 oder 3 zugerechnet werden, treten jedoch nur mit einer Prävalenz von 1:10.000 auf. Die wichtigsten Funktionen des vWF liegen in der Förderung der Plättchenadhäsion über Glykoprotein Ib, welches an den Thrombozytenoberflächen lokalisiert ist, sowie in der Bindung von Faktor VIII, wodurch dieser vor schnellem Abbau geschützt ist. Die Thrombozytenadhäsion ist von den großen Multimeren des vWF abhängig.
Alle Funktionen des vWF sind durch Varianten im VWF-Gen betroffen, die einen allgemeinen quantitativen Effekt auf die Expression des vWF haben. Varianten, welche die Bildung großer Multimere beeinträchtigen, beeinflussen nur die vWF-Funktion in der primären Hämostase. Wenn hingegen die FVIII-Binderegion defekt ist, ist die Funktion in der sekundären Hämostase betroffen. Die quantitativen Effekte werden in relative Verminderung (Typ I) und absolutes Fehlen (Typ III) unterschieden. Qualitative Defekte (Typ II) sind sehr heterogen. Durch die Identifizierung spezifischer Varianten, die mit einer reduzierten Expression des vWF, Störungen der posttranslationalen Modifikation, Beeinträchtigung des intrazellulären Transports oder funktionellen Defekten einhergehen, kann der sehr heterogene klinische Phänotyp mit dem Genotyp in Einklang gebracht werden. Die Molekulargenetik kann bei der korrekten Diagnosestellung und Klassifikation hilfreich sein und die Wahl der adäquaten Therapie erleichtern.
Erkrankung | ICD—10 | Gen | OMIM—G |
Von-Willebrand-Jürgens-Syndrom (vWJS) Typ 1 | D68.0 | VWF | 613160 |
letzte Aktualisierung: 12.7.2024