Thrombophilie ist eine Neigung zu Venenthrombosen mit einer jährlichen Inzidenz von 1:1.000, die sowohl durch genetische als auch durch erworbene Risikofaktoren bedingt sein kann. Die häufigste genetische Ursache ist die APC-Resistenz, verursacht durch eine Variante im Faktor-V-Gen, die bei 3-8% der kaukasischen Bevölkerung vorkommt und das Thromboserisiko 5- bis 10-fach erhöht. Eine weitere genetische Ursache ist die Prothrombin-Gen-Variante G20210A, die bei etwa 2% der westlichen Bevölkerung vorkommt und das Thromboserisiko um den Faktor 2-3 erhöht. Während eine Thromboseprophylaxe für asymptomatische Anlageträger nicht empfohlen wird, kann sie in besonderen Risikosituationen indiziert sein.
Die jährliche Inzidenz für tiefe Beinvenenthrombosen wird mit 1:1.000 angegeben. Risikofaktoren für Venenthrombosen können genetisch bedingt oder erworben sein. Durch epidemiologische Studien konnten bereits mehrere genetische Risikofaktoren für Venenthrombosen identifiziert werden, unter denen neben der Resistenz des Gerinnungsfaktors V gegen aktiviertes Protein C (APC) auch eine erhöhte Plasmakonzentration von Prothrombin eine wichtige Rolle spielt.
Die APC-Resistenz ist der häufigste bislang bekannte Risikofaktor für Venenthrombosen. Die genetische Ursache ist in 90% eine Variante im Gerinnungsfaktor-V-Gen. Dadurch kann der aktivierte Faktor-V nicht mehr ausreichend durch aktiviertes Protein C gespalten und inaktiviert werden. Heterozygotie für die Faktor-V-Leiden-Variante (c.1691G>A, rs6025) findet sich bei ca. 3 – 8% der kaukasischen Bevölkerung und wird bei etwa einem Viertel aller Thrombosepatienten nachgewiesen. Homozygotie für diese Variante ist hingegen mit einer Prävalenz von 0,02% in der Gesamtbevölkerung sehr selten. Heterozygotie für Faktor-V-Leiden ist mit einem 5- bis 10-fach erhöhten Risiko für venöse Thrombosen assoziiert. Für homozygote Merkmalsträger erhöht sich das individuelle Thromboserisiko um das 50- bis 80-fache.
Das durch den Faktor-V-Leiden-Polymorphismus bedingte Thromboserisiko kann auch durch das Vorliegen weiterer genetischer Faktoren, wie z.B. der Prothrombin-Gen-Variante G20210A (rs1799963, c.*97G>A), weiter erhöht werden. Prothrombin (Faktor II) ist die Vorstufe von Thrombin, welches innerhalb der Gerinnungskaskade an der Umsetzung von Fibrinogen zu Fibrin beteiligt ist. Die Prothrombin-Variante G20210A innerhalb der 3‘-untranslatierten Region des Prothrombin-Gens ist mit einer erhöhten Prothrombin-Konzentration im Plasma assoziiert. Hierdurch kommt es zu einer Hyperkoagulabilität des Blutes, wodurch die Betroffenen ebenfalls ein erhöhtes Thromboserisiko aufweisen. Die Prothrombin-Variante ist neben der Faktor-V-Leiden-Variante der zweithäufigste genetische Riskofaktor. Etwa 2% der westlichen Bevölkerung sind heterozygote Träger dieser Variante, wodurch sich das individuelle Thromboserisiko um den Faktor 2-3 erhöht.
Zusätzlich zu den genetischen Faktoren gibt es eine Reihe exogener Faktoren, die einen Einfluss auf das individuelle Thromboserisiko haben. Zu diesen Faktoren zählen u.a. Immobilisation, Rauchen, Schwangerschaft, die Einnahme oraler Kontrazeptiva sowie Alter und Übergewicht. Eine Thromboseprophylaxe für asymptomatische Anlageträger wird derzeit nicht empfohlen. In besonderen Risikosituationen, wie z.B. bei längerer Immobilisation oder bei Schwangeren, bei denen zusätzliche Risikofaktoren vorliegen, kann eine vorübergehende Thromboseprophylaxe indiziert sein. Beim Auftreten schwerer thrombotischer Ereignisse oder bei Rezidiven kann eine längerfristige oder dauerhafte Antikoagulation angezeigt sein.
Erkrankung | ICD—10 | Gen | OMIM—G |
Thrombophilie 2 aufgrund einer Resistenz gegen aktiviertes Protein C | I82.9 | F5 | - |
Thrombophilie 1 aufgrund eines Thrombindefekts | I82.9 | F2 | - |
letzte Aktualisierung: 12.7.2024