Das Sotos-Syndrom ist ein Großwuchs-Syndrom im Kindesalter, charakterisiert durch Makrozephalie, spezifische Gesichtsmerkmale, mentale Retardierung und oft vorgereiftes Knochenalter. Es wird in 75-90% der Fälle durch pathogene Varianten im NSD1-Gen verursacht, wobei die Art der genetischen Veränderung regional variiert. Die Prävalenz liegt zwischen 1:10.000 und 1:50.000.
Das Sotos-Syndrom ist ein kindliches Großwuchs-Syndrom mit Makrozephalie, charakteristischen kraniofazialen Merkmalen, einer leichten mentalen Retardierung (IQ durchschnittlich 76), häufig einem vorgereiften Knochenalter und einer normalen Größe im Erwachsenenalter. Die Kopfform ist schmal und lang (dolichozephal), die Stirn hoch und breit mit v.a. seitlich zurückweichendem Stirnhaaransatz, das Kinn betont und spitz. Der Augenabstand wirkt verbreitert, die Lidachsen verlaufen nach außen unten. Der Gaumen ist spitzbogig und hoch. Hände und Füße sind groß, die Gelenke oft überstreckbar. Im Säuglingsalter treten gehäuft Ernährungsprobleme auf. Etwa 50% der Kinder haben Krampfanfälle, in der Hälfte bei Fieber. Angeborene Fehlbildungen wie Herzfehler sind selten. Es wird über eine etwas erhöhte Tumorrate berichtet, wobei verschiedene Gewebe betroffen sind. Im Verhalten wird oft gesteigerte Ängstlichkeit, aber auch Hyperaktivität und Aggressivität beschrieben. Ursache für das Sotos-Syndrom sind in 75-90% Nukleotidveränderungen oder Deletionen im NSD1-Gen (nuclear-receptor-binding-SET-domain-containing protein 1) in 5q35, wobei Patienten in Mitteleuropa und USA zu 60 bis 80% Nukleotidveränderungen, zu ca. 10% Deletionen tragen, bei japanischen Patienten werden in über 50% Mikrodeletionen als Ursache gefunden. Die Häufigkeit des Sotos-Syndroms wird auf 1:10.000 bis 1:50.000 geschätzt. Das Wiederholungsrisiko für Geschwister ist gering, da die Nukleotidveränderungen bzw. Deletionen meist neu entstehen.
Als mögliche Differenzialdiagnose könnte das Weaver-Syndrom (WVS; OMIM 277590) in Erwägung gezogen werden, eine seltene, autosomal-dominante Erkrankung, die durch Hochwuchs, variable Intelligenzminderung und charakteristische Gesichtsdysmorphie gekennzeichnet ist. Als ursächlich für einen Großteil der Fälle von Weaver-Syndrom sind pathogene Varianten im EZH2-Gen (enhancer of zeste, Drosophila, homolog 2; OMIM 601573). Eine genetische Heterogenität kann jedoch nicht ausgeschlossen werden.
Erkrankung | ICD—10 | Gen | OMIM—G |
Sotos-Syndrom 1 | Q24.19 | NSD1 | 606681 |
letzte Aktualisierung: 12.7.2024