Primäre Aortenerkrankungen und Bindegewebserkrankungen mit Aortenbeteiligung beruhen auf genetischen Störungen, die die extrazellularen Matrix-Proteine, den TGF-beta-Signaltransduktionsweg oder die Strukturproteine der glatten Gefäßmuskulatur betreffen. Diese Störungen können die Gefäßadventitia schwächen oder zu Funktionsverlusten des kontraktilen Apparats führen, was das Risiko für Aneurysmen und deren Rupturen erhöht. Die Forschung hat verschiedene genetisch bedingte Erkrankungen wie das Marfan-Syndrom, Loeys-Dietz-Syndrom und verschiedene Ehlers-Danlos-Syndrome identifiziert, die alle durch genetische und phänotypische Heterogenität sowie Pleiotropie charakterisiert sind.
Der gemeinsame molekularpathologische Nenner von primären Aortenerkrankungen (Aortopathien) und Bindegewebserkrankungen mit Aortenbeteiligung sind angeborene, genetisch bedingte Störungen a) der extrazellularen Matrix-Proteine, b) des TGF-beta-Signaltransduktionswegs oder c) der Strukturproteine der glatten Gefäßmuskulatur. Während Störungen unter a) und b) zu einer Schwächung der bindegewebigen Textur der Gefäßadventitia führen, sind Fehlfunktionen unter c) mit Funktionsverlusten des kontraktilen Apparats verbunden. Beides ist mit Einschränkungen der Windkesselfunktion der Aorta und einem erhöhten Risiko für Aneurysmen bzw. Aneurysma-Rupturen im arteriellen System verbunden. Gravierende, lebensbedrohliche Komplikationen reichen von Rupturen der Aorta ascendens bis hin zur Mesenterialarterien-Ruptur (z.B. in der Schwangerschaft).
Seit der Identifikation der genetischen Ursache bei Marfan-Syndrom durch Identifizierung des Fibrillin 1-Gens (FBN1) wurden zahlreiche klinisch mehr oder weniger gut abgrenzbare Differenzialdiagnosen beschrieben und genetisch charakterisiert. Zu den Bindegewebserkrankungen mit Aortenbeteiligung zählen neben dem Marfan-Syndrom auch Loeys-Dietz-Syndrom, verschiedene Subtypen der Ehlers-Danlos-Syndrome, verschiedene Formen der Cutis laxa und andere syndromale und nicht-syndromale Erkrankungen. Aortenerkrankungen sind ein Paradebeispiel für genetische und phänotypische Heterogenität und sind durch Pleiotropie gekennzeichnet.
letzte Aktualisierung: 12.7.2024