Azoospermie bezeichnet das Fehlen von Spermien im Ejakulat infertiler Männer. 0,6-1% dieser Männer haben Mikrodeletionen in der AZF-Region des Y-Chromosoms, wobei insbesondere Deletionen der AZFa- und AZFb-Regionen zu einer Azoospermie führen. In der AZFc-Region auftretende Deletionen zeigen eine hohe Variabilität von schwerer Oligozoospermie bis Azoospermie, wobei bei der Hälfte der Betroffenen Spermien durch Hodenbiopsie gefunden werden können. Zusätzliche Ursachen für Azoospermie sind Mutationen in verschiedenen Genen, wobei auch das Klinefelter-Syndrom als mögliche Ursache in Betracht gezogen wird.
Etwa 0,6-1% aller infertilen Männer weisen Mikrodeletionen in der Azoospermiefaktor (AZF)-Region des Y-Chromosoms auf. Die Prävalenz von AZF-Deletionen beträgt bei nicht-obstruktiver Azoospermie 15-20%, bei schwerer Oligozoospermie etwa 7-10%. In der AZF-Region liegen die für die Spermatogenese unentbehrlichen Gene DAZ und RBM. Deletionen in diesem Bereich führen zu testikulärem Maturationsarrest der Spermatogonien oder sind mit der Bildung von unreifen, kondensierten Spermien assoziiert.
Durch die Amplifikation von insgesamt sechs Y-chromosomalen Markern aus den Regionen AZFa, AZFb und AZFc können etwa 90% der bekannten Deletionen nachgewiesen werden. Deletionen der AZFa- bzw. AZFb-Region führen obligat zu einer Azoospermie, so dass eine testikuläre Spermienextraktion (TESE) bei Kinderwunsch nicht erfolgsversprechend zu sein scheint. Im Gegensatz dazu führen AZFc-Deletionen zu einem sehr heterogenen Bild, das von schwerer Oligozoospermie bis hin zu einer Azoospermie reicht. Bei etwa 50% der Männer mit AZFc-Deletionen können im Rahmen einer Hodenbiopsie mit TESE (Testikuläre Spermien-Extraktion) Spermien gefunden werden. Deletionen in der AZFc-Region werden nach einer künstlichen Befruchtung mittels ICSI (intracytoplasmatische Spermieninjektion) an männliche Nachkommen weitergegeben.
Weitere bekannte Ursachen für eine Azoospermie sind pathogene Varianten in den Genen AR, DMRT1, M1AP, NR5A1, TEX11 und TEX14. Bei Patienten ohne AZF-Deletion kann die Untersuchung dieser Gene im Rahmen einer Multi-Gen-Analyse mittels NGS erfolgen. Differentialdiagnostisch sollte auch die Durchführung einer Chromosomenanalyse zum Ausschluss bzw. Nachweis eines Klinefelter-Syndroms in Betracht gezogen werden, da bei über 90% der Betroffenen eine Azoospermie vorliegt.
letzte Aktualisierung: 12.7.2024